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Corresponding author: Matthias Jentzsch ( matthias.jentzsch.2@htw-dresden.de ) Academic editor: Christian Sturmbauer
© 2023 Matthias Jentzsch, Maria Königstein.
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Citation:
Jentzsch M, Königstein M (2023) Hippoboscidae (Insecta, Diptera). Biosystematics and Ecology 2: e112764. https://doi.org/10.1553/biosystecol.2.e112764
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The checklist of louse flies in Austria currently comprises 16 species. With Crataerina melbae and Ornithophila metallica, this includes two first records compared to the status of previous publications. The state of research in the federal states varies considerably. With reference to the occurrence of their hosts in Austria, at least four further species are to be expected.
Die Checkliste der Lausfliegen Österreichs umfasst aktuell 16 Arten. Diese beinhaltet mit Crataerina melbae und Ornithophila metallica zwei Erstnachweise gegenüber dem Stand der bisherigen Publikationen. Der Untersuchungsstand in den einzelnen Bundesländern ist sehr unterschiedlich. Mit Verweis auf die Vorkommen ihrer Wirte in Österreich ist mit mindestens vier weiteren Spezies zu rechnen.
Diptera, Hippoboscidae, checklist, Austria
Lausfliegen (Hippoboscidae) sind kleine bis mittelgroße, Blut saugende Insekten aus der Ordnung der Zweiflügler (Diptera), die Vögel und Säugetiere parasitieren. Je nach Art erreichen sie eine Körperlänge von etwa 2,5 bis 10 mm und sind meist braunrot bis braunschwarz, selten auch grünlich gefärbt (
Für die Bestimmung der Arten, für die die Bestimmungsschüssel von
Inwieweit Lausfliegen durch ihre Wirte verfrachtet werden ist wenig erforscht. Anzunehmen ist, dass beispielsweise abwanderndes Schalenwild seine Parasiten über größere Strecken mit sich trägt. Die Nordische Lausfliege Ornithomya chloropus wird immer wieder auf Gastvögeln aus Nordeuropa, wie z. B. dem Merlin beobachtet (z. B.
Hinsichtlich ihrer Wirtsspezifität lassen sich drei Gruppen unterscheiden: polyxene, oligoxene und monoxene Arten. Die polyxenen Arten sind hinsichtlich der Wahl ihrer Wirte recht unspezifisch, wenngleich auch hier gewissen Einnischungen feststellbar sind. So parasitiert die Gemeine Vogellausfliege Ornithomya avicularia bevorzugt größere, die Meisenlausfliege Ornithomya fringillina hingegen eher kleinere Vögel (
Lausfliegen werden durch ihre Wirte transportiert, dienen aber Federlingen und Milben selbst als Transportmittel, ein Vorgang, der als Phoresie bezeichnet wird. Dabei heften sich die Phoreten bevorzugt an Borsten des Hinterleibes oder an Flügeladern (
Um der Lausfliegen habhaft zu werden, ist eine intensive Zusammenarbeit mit Vogelberingern, Wildvogelauffangstationen, Jagdausübungsberechtigten und Taubenvereinen sowie die Überprüfung von Internet-Plattformen, die Dipteren-Fotos präsentieren, nützlich.
Seit der Erwähnung einer südwestlich von Wien gefundenen Vogellausfliege im Jahr 1807 (
Zu den jüngeren Publikationen (1960 bis 1995) zählen die Abhandlungen von
Aktuellere Publikationen (ab 2002) liegen von
Im Rahmen einer Bachelorarbeit an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden wurden mit Unterstützung der in der Danksagung genannten Gewährsleute weitere Lausfliegendaten aus Österreich gesammelt (
Ein großer Teil des unveröffentlichten Materials befindet sich in der Sammlung des Erstautors. Einen Schwerpunkt bilden dabei die Sammlungen von Lausfliegen im Rahmen der Vogelberingung in Hohenau-Ringelsdorf und der Biologischen Station Neusiedler See. Darüber hinaus wurden die Sammlungen der Naturkundemuseen in Graz und Klagenfurt ausgewertet (
Die von
Die Nomenklatur der Artnamen folgt den Angaben der Global Biodiversity Information Facility (
Insgesamt ist der Kenntnisstand über bislang 16 Lausfliegen-Spezies für Österreich als zufriedenstellend einzuschätzen. Im Vergleich dazu sind aus den Nachbarländern Deutschland und Schweiz ebenfalls je 16 Arten bekannt (
Der Grad der Erfassungen in den einzelnen Bundesländern und auch innerhalb der Bundesländer ist noch sehr unterschiedlich und zum Teil auch unbefriedigend. Die meisten Artnachweise liegen mit je elf Spezies aus dem Burgenland und Niederösterreich vor, während beispielswiese aus dem Salzburger Land bisher nur zwei Arten bekannt sind.
Unter „Verbr.“ werden jene Bundesländer angeführt, aus denen Nachweise der jeweiligen Art vorliegen. Die Abkürzungen bedeuten:
B = Burgenland
K = Kärnten
N = Niederösterreich
O = Oberösterreich
Ö = Österreich, aus allen Bundesländern gemeldet
S = Salzburg
St = Steiermark
T = Tirol
V = Vorarlberg
W = Wien
Familie Hippoboscidae
Unterfamilie Hippoboscinae
Tribus Hippoboscini
Hippobosca equina (Linnaeus, 1758)
Verbr.: B, K, N, O, S, St, W
Tribus Ornithomyini
Crataerina melbae (Rondani, 1879)
Verbr.: V
Crataerina pallida (Latreille, 1812)
Verbr.: K, S, V, W
Icosta ardeae (Macquart, 1835)
Verbr.: B, V, W
Icosta minor (Bigot, 1858)
Verbr.: N
Ornithoica turdi (Olivier, 1811)
Verbr.: B, N, W
Ornithomya avicularia (Linnaeus, 1758)
Verbr.: B, K, N, O, St, V
Ornithomya biloba (Dufour, 1827)
Verbr.: B, K, N, T, V
Ornithomya chloropus (Bergroth, 1901)
Verbr.: B
Ornithomya fringillina (Curtis, 1863)
Verbr.: B, N, St
Ornithophila metallica (Schiner, 1864)
Verbr.: B, N, V
Stenepteryx hirundinis (Linnaeus, 1758)
Verbr.: B, K, N, O
Unterfamilie Lipopteninae
Lipoptena cervi (Linnaeus, 1758)
Verbr.: Ö
Lipoptena fortisetosa Maa, 1965
Verbr.: B, K, N, O, St, T, V
Melophagus ovinus (Linnaeus, 1758)
Verbr.: N, St, T, V,
Melophagus rupicaprinus Rondani, 1879
Verbr.: St, T
Für die zukünftige Erhebung aktueller Daten über Lausfliegen ist eine bundesweite Kooperation und Vernetzung mit Vogelberingungs- und Wildvogelauffangstationen, Jagd- und Schafzuchtverbände sowie Stadttaubenvereinen erstrebenswert, um die Anzahl von Belegen weiter zu erhöhen.
Dass beispielsweise Crataerina pallida, Ornithomya biloba oder Stenepteryx hirundinis nur in wenigen Bundesländern nachgewiesen werden konnten, obwohl sie aufgrund ihrer Wirtsspezifität auch andernorts zu erwarten sind, zeigt, dass hier noch Forschungsbedarf besteht. Darüber hinaus müssen auch die verschiedenen Internetplattformen (z. B. iNaturalist, https://www.inaturalist.org) regelmäßig auf neue Meldungen von Lausfliegen geprüft werden. Sofern die dortigen Fotos Forschungsqualität aufweisen, können die Nachweise übernommen werden.
Weitere Lausfliegenarten sind in Österreich zu erwarten. So ist die Felsenschwalbe Ptyonoprogne rupestris (Scopoli, 1769) in Österreich Brutvogel und wird von Ornithomya rupes parasitiert. Der Verbreitungsschwerpunkt der Vogelart liegt im Alpenraum Oberösterreichs (Pühringer & Jiresch, 2003), weshalb die streng monoxene Art (
Hippobosca longipennis
, welche bevorzugt Raubtiere bzw. Hunde parasitiert, wurde bereits in Rumänien auf einem Haushund nachgewiesen (
Auch Vorkommen von Olfersia fumipennis sind in Österreich möglich. Dort kommt der Fischadler, welchen sie bevorzugt besiedelt (
Pseudolynchia canariensis
ist bundesweit zu erwarten, da sie bevorzugt Stadttauben befällt (
Ganz herzlich gedankt sei den VogelberingerInnen Flora Bittermann, Leander Kihl, Hermann Lachmair, Bernhard Paces, Alwin Schöneberger und Lukas Strobl für ihren unermüdlichen Einsatz beim Sammeln und Dokumentieren von Lausfliegen. Des Weiteren danken wir Dr. Wolfgang Vogl vom Austrian Ornithological Centre für die freundliche Kontaktvermittlung zu den österreichischen VogelberingerInnen.
Für die freundliche Ausleihe der Hippobosciden-Sammlungen geht der Dank an Johanna Gunczy vom Universalmuseum Johanneum in Graz und an Helge Heimburg vom Landesmuseum Kärnten in Klagenfurt.
Des Weiteren gilt unser Dank Harald Haseke und Christina Remschak vom Nationalpark Gesäuse, die ihre Lausfliegen-Funde für die Untersuchung zur Verfügung gestellt haben und Gernot Kunz von der Internet-Plattform iNaturalist, der uns regelmäßig über neu eingegangene Lausfliegen informierte.